Freitag, 18. November 2011

variationen einer präfiguration: res-verba, petrarca

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benennung, betitelung, bezeichnung. nicht res-verba, doch ersehnte, begehrte, verwunschene selbstbegrenzung zum zwecke der explikation. ich schreibe, weil meine res und meine verba nicht mehr zu trennen sind. vom leben zusammengeschweißt sind meine verba ein anderes und doch der letzte - über kurz oder lang - mir verbliebene weg. weg vom wort ins wort.

2

lesende dürfen erwarten: literarische verklemmung, deutende pedanterie, ungerechte kommentare - das ende der loop ist die passung. enden solls nicht.

manchmal möchte ich exemplarisch ein petrarca-sonett deuten, natürlich pedantisch. petrarca verdanke ich die hoffnungseinsicht, das wort möge sprechen. nicht weil es bedeutet, sondern als narbe unserer sprache, die uns zusichert, wir mögen zum teil noch jener andere sein, der wir einst waren. dumm nur, dass die narbe nicht unsere ist. es ist die narbe einer geplatzten haut; zu sehr hat man an ihr gezogen, beim versuch, sie zu sich zu ziehen. und in dem präzisen moment, da wir sie fast ganz an uns gerissen haben, schnellt die haut der sprache zurück, gerissen wie sie ist, und zieht uns mit, uns, die nicht loslassen können. so sind wir teil einer anderen geschichte, weil wir zu sehr an unserer festhielten. das ist, freunde, leider alternativlos.

uns bleibt sodann der rückzug in den ungerechten kommentar. denn die ungerächte narbe - unsre ist sie nicht mehr, kann sie nicht sein, will sie nicht werden - stellt das kleinere übel. die sachlage in dieser res-verba-veschweißung ist eine andere und deshalb der gerechte kommentar der falsche fehler des richtigen einer unmöglichen besetzungsrache. es gilt: wer nicht kommentiert, hat schon verloren, wird verloren, bleibt vergessen.
 

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